Mia und die verschollene Melodie
Begleite Mia, ein Mädchen mit wilden roten Locken und Augen voller Sternengeheimnisse, auf ein nächtliches Abenteuer.
Eine geheimnisvolle Melodie ruft sie hinaus in den durch den Mondschein getauchten Garten. Sie folgt diesem Ruf und findet sich bald auf einer Reise durch den Magerwald wieder, in dem Bäume sprechen und Eulen weise Ratgeber sind.
Löse mit Mia das Rätsel des sprechenden Baumes und entdecke das Herz der Musik im Tiefen des Silbersees. Bereite dich vor auf eine Geschichte, so zauberhaft, dass sie die Sterne zum Tanzen bringt – „Mias Reise zur Sternenharfe“.

Die Geschichte auf Papier
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Mias nächtliche Reise auf den Schwingen der Melodie
In einem kleinen Dorf, am Rande des endlosen Himmels, saß die kleine Mia oft und gerne abends auf der Fensterbank ihres Zimmers und lauschte den Gesängen der Sterne. Sie hatte rote Locken, die im Mondlicht tanzten, und Augen, so tief und leuchtend wie die Geheimnisse der Nacht. Mit einem Ohr für die zartesten Töne war es ihr liebstes Ritual, die sanften Melodien zu erlauschen, die der Wind von ferne herüberwehte. Aber in dieser besonderen Nacht, als die ersten Silberstrahlen des Mondes den Garten berührten, erreichte Mia eine Melodie, so lieblich und fein, dass sie ihr Herz mit einem warmen, seltenen Klang erfüllte. Es war eine Melodie, wie sie sie noch nie zuvor gehört hatte, und sie wusste augenblicklich, sie war etwas ganz Besonderes. Mit einem Herzen, das im Takt des geheimnisvollen Liedes pochte, wuchs in Mia die Entschlossenheit: Sie musste die Quelle dieser wundersamen Musik finden.

Geführt von der Sehnsucht, die Ursache des zauberhaften Klanges zu entdecken, schlüpfte Mia in ihre weichen Hausschuhe und öffnete leise die Tür. Die kühle Abendluft umspielte ihr Gesicht, als sie ihren ersten Schritt in den nächtlichen Garten setzte. Vorbei an den Schattentänzen der blühenden Rosen und dem sanften Rascheln der Blätter, folgte sie der Melodie, die mal hier, mal dort zu sein schien, als tanze sie mit den Sternen selbst. Mia konnte spüren, wie die Töne nicht nur ihre Ohren, sondern auch ihr Herz berührten, und sie wünschte sich nichts mehr, als dieses Lied für immer bewahren zu können.

Sie erreichte die hohen Eichen am Rand des Gartens, deren Blätterdach wie eine stumme Einladung zu unentdeckten Welten flüsterte. Dort erblickte sie das silbergraue Gefieder einer uralten, riesengroßen Eule, deren tiefe, weise Augen freundlich in Mias suchendes Gesicht blickten. „Wundersame Wesen der Nacht“, begann Mia vorsichtig, „kannst du mir sagen, woher diese zauberhafte Melodie kommt?“ Die Eule, die seit vielen Jahren die Geschichten des Waldes bewahrte, lächelte in ihrem eigenen geheimnisvollen Wesen und nickte sanft.

„Du hörst das Lied des Herzens, Kind der Sterne“, antwortete sie mit einer Stimme, so samtig wie der Nachthimmel. „Es ist die verschollene Melodie, von der schon lange in den Legenden geflüstert wird. Sie umarmt die Seele der Welt in den Stunden der Stille. Nur wenige haben jemals ihre süße Harmonie vernommen, doch jene, die sie hören, sind dazu bestimmt, Frieden in die Herzen zu tragen.“
Die Eule, mit einem Blick, der die Jahrtausende zu durchdringen schien, neigte ihren Kopf und sprach mit ruhiger Stimme: „Suche den sprechenden Baum im Herz des Magerwaldes hinter den sieben Flüssen, kleines Sternenkind. Er wacht über die Geheimnisse der alten Lieder und bewahrt das Gedenken an jene Klänge, die die Welt einst zum Lächeln brachten. Aber sei wachsam, der Weg ist nicht ohne Tücke, und der Wald spricht in Rätseln, die nur die Mutigen entwirren können.“ Mit dem Segen der weisen Eule in ihrem Herz verließ Mia den schützenden Garten.

Mit dem silbernen Schein des Mondes als ihrem Leitlicht und einem Tropfen Wagemut in ihrem Herzen schritt Mia entschlossen in den Schlafmantel der Nacht. Der schlummernde Magerwald erstreckte sich vor ihr, geheimnisvoll und still, als sei er ein Tor zu einer anderen Welt. Die laue Nachtluft trug die flüsternde Melodie, die sich wie ein Faden durch die Dunkelheit zog, und Mia folgte ihr, ein jedes Zögern hinter sich lassend.

Der Wald erwachte um sie herum zum Leben, als die Kreaturen der Nacht neugierig Mias mutiges Wandern beobachteten. Die Schuhe auf weichem Moos setzend, schlich sie zwischen den schlafenden Bäumen hindurch, deren Äste manchmal wie ausgestreckte Arme schienen, die im Wind nach den Sternen griffen. Der Weg war verwunschen, belegt mit müdem Moos und alten Geheimnissen, und doch fühlte Mia, wie die Liebe zur Melodie sie führte, sanft und beständig, eine unsichtbare Hand, die sie zum sprechenden Baum geleitete.

Nach einer Weile, als die Sterne hoch oben funkelten und die Zeit selbst innezuhalten schien, erreichte Mia eine Lichtung. Dort stand er, der sprechende Baum, verwurzelt im Herzen des Magerwaldes, so alt und mächtig, dass sein bloßer Anblick Ehrfurcht gebot. Seine Rinde war wie gezeichnet von den Jahrhunderten, weise und wettergegerbt, und in seinem Blätterdach spielte der Wind eine Symphonie des Lebens.

Mia zögerte kaum, denn ihr junges Herz wusste bereits, dass dieser uralte Riese die Antworten hielt, die sie suchte. Mit klaren Augen, durch die das Mondlicht schimmerte, trat Mia vor den Baum und sprach mit einer Stimme so rein und fest, wie der Klang der Melodie, die sie hierherführte: „Weiser Baum des Waldes, ich bin gekommen, um das Geheimnis der verschollenen Melodie zu ergründen. Bitte sprich zu mir und teile deine Geschichten, sodass ich ihre Quelle finden und der Welt ihre Süße zurückgeben kann.“ Der Wald hielt den Atem an, und im Flüstern der Blätter begann eine alte und tiefe Stimme zu sprechen:
Wiegenlied des sprechenden Baumes
Wo des Himmels Träne weilt,
und der Mond sich still verneigt,
Schritt für Schritt zur Mitte geh,
wo der See im Dunkeln steh.
Tief verborgen, unberührt,
wird die alte Weis‘ gespürt.
Ein Klangwerk, von der Zeit entflohen,
liegt im Schoße dort vergraben.
Leise tönt es unter Wogen,
süß erfüllt von Zauberträumen.
Such das Herz, im Wasser tief,
wo der Schlamm die Schätze hält.
Erfasse es mit sanfter Hand,
und spiel’s Lied zu Weltenrand.
Wenn die Melodie sich hebt,
fließt der Traum durch Nachtgeweb‘
Mia schaute ratlos auf, ihre Gedanken wirbelten um das geheimnisvolle Rätsel wie Herbstlaub im Wind.

Doch während sie grübelte, versammelten sich um sie herum die kleinen Waldbewohner – neugierige Hasen, flinke Rehe und sogar einige Nachtigallen. Sie zwitscherten und raschelten und bewogen Mia, ihnen zu folgen, denn auch sie hatten das Gefühl, dass dies kein gewöhnlicher Abend war. Als sie schließlich an den Ufern des schimmernden Silbersees standen, erfasste Mia endlich das Geheimnis des alten Baumes. Sie zog ihre Schuhe aus, ließ ihr Kleid auf den sanften Wellen schwimmen und tauchte mutig in das glasklare Wasser, Richtung der Mitte, wo die Wahrheit verborgen lag.

Mit jedem Zug unter Wasser fühlte sie, wie die Stille des Sees sie willkommen hieß, und als sie den Grund erreichte, blitzte etwas Goldenes in der Ferne auf. Mia streckte ihre Arme aus und berührte das sanft glänzende Gold einer Harfe, die wärmer schien als der Sand, in dem sie ruhte. Unter Aufbietung all ihrer Kraft hob Mia das Instrument und kehrte zurück ans Ufer, wo sie die Tropfen von der Harfe streifte und ihre nassen Locken seinem goldigen Rahmen zärtlich trockneten.
Während sie so am Ufer saß und die letzten Wasserperlen sanft von der Harfe schüttelte, begann eine leichte Brise zu wehen – ein Windhauch, sanft wie ein Flüstern. Mit kaum merklicher Berührung strich der Wind über die Saiten der Harfe, und plötzlich erfüllte jene himmlische Melodie die Luft. Die Töne umspielten zärtlich die Bäume und verzauberten den See. Mia und die Waldbewohner lauschten, wie die wunderbare Melodie das Herz des Waldes wieder zum Singen brachte.

Als die ersten Töne aus den goldenen Saiten perlten, ereignete sich im Wald ein Zauber so mächtig und schön, dass er selbst die Sterne zum Funkeln brachte. Kinder, die in ihren Betten lagen, erträumten sich Flügel und schwebten sanft über die schlafende Welt, während die Tiere des Waldes mit Stimmen so rein und klar begannen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Die Bäume wiegten ihre Kronen im Takt der Melodie, als tanzen sie unter den wachsamen Augen der Sterne.

Mia, umgeben von der Magie der Musik, fühlte, wie ihre Füße den Boden verließen und sie sanft von einer unsichtbaren Kraft emporgehoben wurde. Mit der goldenen Harfe fest in ihren Armen, erhob sie sich über den Wald, begleitet von den anmutigen Wolken und den neugierigen Vögeln, die mit ihren Liedern den Nachthimmel erfüllten. Der Wind trug sie wie eine beschützende Decke durch die sternenklare Nacht, zurück zu dem vertrauten Fenster ihres schlafenden Zimmers. Es war eine nächtliche Reise voller Wunder, die sie nie vergessen würde.

Daheim angekommen, mit leichtem Herzen und glänzenden Augen voll der staunenden Freuden der Nacht, verabschiedete Mia sich leise von den treuen Begleitern ihrer fantastischen Reise. Geschickt schlich sie leise wie eine Maus durch die knarrende Haustür, schmiegte sich in ihr weiches Bett und kuschelte sich in die wohlige Wärme ihrer Decken. Doch die goldene Harfe fand ihren Platz am Fenster, wo der Wind, der ewige Musiker der Natur, frei war, sie in den Stunden des Mondlichts und der Träume zu spielen. So schlief Mia, umhüllt von den sanften Klängen der magischen Melodie, die durch das offene Fenster strömte und die ganze Welt in Frieden wogte.
Die Moral von der Geschichte
Wenn du der Melodie deines Herzens folgst und mutig die verborgene Schönheit um dich suchst, kannst du Wunder entdecken, die Frieden in deine Welt und in die Herzen der Menschen um dich herum bringen.